Donnerstag, 19. Februar 2015

"Der Alpdruck"

Nun komme ich gerne zu meinem letzten Hörbuch, einer Lesung vom wunderbaren Ulrich Noethen.

"Der Alpdruck" von Hans Fallada ( Rudolf Ditzen)

Das Buch entstand im Jahr 1946 und spielt auch genau in dieser Zeit. Es wird darauf hingewiesen, dass zwar nicht das Leben bestimmter, lebender Personen beschrieben wird, Anlehnungen daran aber durchaus, für dieses Buch, gewählt wurden.
Mir scheint, dass Rudolf Dietzen viele Situationen selbst erlebt hat, oder im nahen Umfeld gesehen haben muss.
Ein Ehepaar, beides Morphinisten, haben den Krieg überlebt. Sie versuchen nun, im von Russen besetzten Berlin, auch die Nachkriegszeit zu überstehen. 
Zum Mangel Grundnahrungsmitteln, Kleidung und Brennstoff, gesellt sich das Verlangen nach Zigaretten und der täglichen Spritze Morphium. Hoffen und bangen, sich erniedrigen und euphorisch sein, alles das durchleben die Beiden in dieser Zeit.
Der Hörer erfährt nichts von Kriegshandlungen, aber durchaus etwas von den Auswirkungen des Krieges.

Ich kenne von Hans Fallada "Der Trinker", "Jeder stirbt für sich allein" und "Ein Mann will nach oben". Im Vergleich zu diesen drei Büchern empfinde ich "Der Alpdruck" als am schwächsten, wobei ich diese Bezeichnung selbst für nicht ganz treffend halte. Mir fehlt, glaube ich, gerade der richtige Ausdruck für das, was ich empfinde.
Es kommt mir so vor, als hätte der Autor unter starkem Druck gestanden, als er das Buch schrieb. Als hätte er sich etwas von der Seele schreiben müssen und es gleichzeitig überlebenswichtig war, für seine Einkünfte.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Es ist ein Buch, bei dem ich das Ringen des Autors mit dem Inhalt und der Umsetzung zu spüren vermag. Aber, vielleicht ist genau das die Schwäche des Buches.

Mein Eindruck ist, dass ich mich in die damalige Situation des Autors einfühlen kann. Mag das nun richtig sein, oder falsch.

Um ein Gefühl für die Zeitgeschichte im Nachkriegsdeutschland zu bekommen, ist dieses Buch geeignet. Wenn man sich Hans Fallada zum ersten Mal nähern möchte, würde ich empfehlen, mit einem anderen Werk zu beginnen.

Es war aber gut für mich, auch dieses Hörbuch von Hans Fallada gehört zu haben!

Sonntag, 15. Februar 2015

"Der Trümmermörder"

 Mein nächstes Hörbuch war:

 von Cay Rademacher, 
gelesen von 
Burghart Klaußner


Hamburg 1947. Die Stadt ist komplett zerstört und die Menschen versuchen, in der eisigen Kälte, zu überleben. Es sind Hamburger, Flüchtlinge, Displaced Persons und ehemalige Täter. Alle hungern, alle frieren und kaum einer hat ein festes Dach über dem Kopf. Dann werden entkleidete Leichen gefunden und Polizeiinspektor Stave soll die Fälle aufklären. Keine leichte Aufgaben, in diesen Zeiten.

Bei diesem Krimi stehen nicht die Duchführungen der Taten, sondern die Gründe dafür, im Vordergrund.
Von Beginn an findet sich der Hörer in dieser Nachkriegszeit wieder. Man spürt die Kälte, den Hunger und die Nöte, die die Menschen damals ertragen mußten. Diese extreme Kälte überleben, irgendwie.
Leider ist es eine gekürzte Lesung, was mir aber beim Verständnis des Hörbuches nicht unangenehm auffiel. 

Ich kann diese Lesung empfehlen.


Der Fall Gregory - Pastewka

 
Bastian Pastewka und Komplizen
mit
"Paul Temple und der Fall Gregory"
von Francis Durbridge
Hörspiel 


Da ich die komplette Sammlung der Paul Temple Serie mein Eigen nennen darf, wußte ich auch um die Geschichte dieses verschollenen Hörspiels "Der Fall Gregory". 
Ich kann dazu sagen, dass mein Herz absolut für die alten Originalaufnahmen schlägt. Daneben lasse ich aber auch diese Produktion gelten. 
 
Bastian Pastewka tourt z.Zt. mit einem Bühnenprogramm, der Produktion dieses Hörspiels, durch Deutschland. Das scheint den beteiligten Personen reichlich Spaß zu machen. :-)

Was für eine schöne Idee, denn so führt er einen neuen Personenkreis zu dieser historischen Hörspielserie. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich diese CD nach dem Bühnenauftritt wunderbar verkaufen lassen.

Freitag, 6. Februar 2015

"Stoner" von John Williams

Heute stelle ich Euch den Roman

von John Williams
ungekürzt gelesen von
Burghart Klaußner

als mein erstes Hör-Highlight des Jahres vor.

Stoner wächst auf der Farm seiner Eltern in Missouri  auf. Er lernt, schon früh, auf der Farm hart mit zu arbeiten, um die Eltern etwas zu entlasten. Es sind schweigsame Eltern, denen das Zeigen von Gemütsbewegungen fremd ist. Sprache wird zur Vermittlung von Informationen genutzt. 
Sie schicken ihren Sohn zu einem Landwirtschaftsstudium nach Columbia und erhoffen sich davon, dass ihr Sohn in einigen Jahren mit neuen Erkenntnissen zum Ackerbau, zurückkehren wird.

Es kommt anders, denn Stoner entdeckt seine Liebe zur englischen Literatur. 
Als man ihm die Möglichkeit aufzeigt, an der Uni zu bleiben, zu promovieren und zu habilitieren, entscheidet er sich für diesen Weg. An dieser Uni, an der er sein Studium begann, wird zu seiner geistigen, wie emotionalen Heimat und er wird sie sein Arbeitsleben lang nicht mehr verlassen.

Dieser junge Mann, seiner Natur nach ein Einzelgänger, gewinnt in Studentenzeiten zwei Freunde für's Leben. 
Stoner, der nur auf seine Einkünfte als Dozent angewiesen ist, verliebt sich Knall auf Fall, in Edith und heiratet sie. Da Edith eine komplizierte Persönlichkeit ist, gestaltet sich die Ehe schwierig. Ein Kind soll alles retten und so kommt Grace zur Welt.

An der Uni tritt ein neuer Dekan seine Stellung an. Es ist Lomax, ein körperbehinderter Mann, der mit Stoner, warum auch immer, von Anfang an ein Problem hat. Die erste, und für das weitere Leben Stoners entscheidende, Auseinandersetzung, entwickelt sich um einen Doktoranden von Lomax.
An diesem, ebenfalls körperbehinderten, Walker, entwickelt sich ein Machtkampf, dessen Ausgang von mir hier nicht beschrieben wird.

Irgendwann lernt Stoner die Doktorandin Katherine kennen und lieben. Diese Liebe wird zum tiefen emotionalen Erlebnis für Stoner.

Die Jahre vergehen, Stoner liegt auf dem Sterbebett und denkt über sein Leben nach. Hat er alles richtig gemacht? 

Meine Meinung zu Buch:
Es treffen zwei Menschen aufeinander, die beide nicht für die Ehe geschaffen sind. Ein Kind soll die Beziehung retten, was natürlich nicht funktioniert. 
Stoner, ein gradliniger Mensch, will sich immer treu bleiben. Das kann man machen, wenn es das Ziel ist, immer so bleiben zu wollen, wie man ist. Die Alternative wäre, Gradlinigkeit da zu zeigen, wo es wichtig ist, um sich im Spiegel ansehen zu können. Es ist aber auch wichtig, sich im Leben weiter zu entwickeln und somit auch zu anderen Entscheidungen zu gelangen.
Einerseits bleibt Stoner, komme was wolle, bei seiner Meinung und zeigt seine Stirn. Andererseits trifft er keine tief greifenden Entscheidungen, wenn es Edith oder Katherine angeht. 
Sein Freund Finch baut ihm lebenslang viele diplomatische Brücken und versucht zu vermitteln, wo er kann.

Was blieb an Stoners Lebensende übrig? 
Er ist seinen Weg gegangen. Er ist sich treu geblieben. Stimmt!
Aber, hat er sich und seine Lieben glücklich gemacht?
Hat er für sein Kind ein gutes Vorbild vorgelebt?
Wem hat seine Gradlinigkeit geholfen, außer ihm? 

Dieser Roman beschreibt so viele Situationen, die jeder Leser oder Hörer  sicherlich ähnlich im Umfeld schon erlebt hat. Wie geht man damit um? Wie viele Möglichkeiten gibt es für Problemlösungen und für welche entscheidet man sich, je nach eigenem Charakter.
Ist es gut, jedem Körperbehinderten Menschen den Mitgefühlsvorteil einzuräumen oder sollte man sie genau so nach ihrer Persönlichkeit bewerten, wie man das auch mit Menschen ohne Handicap tut?

Dieser Roman hat mich emotional stark angesprochen. Ich war wütend auf Lomax. Gelegentlich wollte ich Stoner helfen oder ihn mal rütteln, für eine gute Entscheidung. Aber was ist das, eine gute Entscheidung - und für wen?

Viele Fragen, über die ich noch mal nachdenken werde, bevor ich mich einem neuen Hör-Buch zuwenden werde.

Diese Buch kann ich sehr empfehlen. 
Als Buch, als auch diese Hörbuchvariante, ungekürzt gelesen.